Im Oktober 2000 formulierte der 105 Mitglieder starke Europäische Konvent in der sonnigen französischen Stadt Nizza die Charta der Grundrechte in der Europäischen Union.
Erstellt durch das Komitee des ehemaligen französischen Präsidenten Valéry Giscard d’Estaing verwies das Dokument lediglich auf das „kulturelle, religiöse und humanistische Erbe Europas“. Das Europaparlament hatte einen Vorschlag der christdemokratischen Abgeordneten und Papst Johannes Pauls II. abgelehnt Europas „jüdisch-christliche Wurzeln“ in den Text aufzunehmen.
In der 75.000 Worte langen Charta wird das Christentum nicht ein einziges Mal erwähnt. Seit damals hat ein Wind aggressiven Säkularismus alle EU-Politik durchdrungen. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte forderte die Entfernung von Kreuzen aus Klassenräumen – es wurde behauptet, dass sie die Demokratie bedrohen.
Die Stadt Nizza – genau dort, wo vor 17 Jahren Europas Herrscher entschieden die jüdisch-christlichen Wurzeln aus der (nie bestätigten) EU-Verfassung zu entfernen – hat gerade die blutige Manifestation einer anderen Religion erlebt: des radikalen Islam. „Die Natur verabscheut ein Vakuum“: Das ist die Wahrheit, die unsere Eliten nicht hören wollen; Islamismus entsteht aus dem, was George W. Bushs Redenschreiber William McGurn „Europas nutzlosen Säkularismus“ nannte.
Man kann ihn nicht nur an den zu zwei Dritteln leeren europäischen Kirchen und dem Boom der Übertritte von Europäern zum Islam sehen, sondern auch an dem, was in Europas Schulen geschieht. Die Trends unterstützen Viktor Orbáns Vision eines christlichen Europa nicht.
Vor ein paar Tagen entschied Belgien, das vor kurzem Ziel von Terroranschlägen war, dass Religionsunterricht in französischsprachigen Grund- und Mittelschulen ab Oktober 2016 halbiert und durch eine Stunde „Staatbürgerschaftskunde“ ersetzt wird – Unterricht in Säkularismus. In Brüssel wählt bereits die Hälfte der Kinder in öffentlichen Schulen Islamunterricht.
In Frankreich ordnete die sozialistische Regierung für jede Schule eine „Säkularismus-Satzung“ an, womit das Christentum aus dem Bildungssystem verbannt wurde. Diese Satzung ist das Manifest der „révolution douce“ (sanften Revolution), des extremen Säkularismus Frankreichs. Sie ist ein Versuch jeden Anspruch auf Identität zu eliminieren. Eine jüdische Jarmulke, ein christliches Kreuz und ein islamischer Schleier werden alle gleich behandelt. Dieser Säkularismus ist das, was zurecht als „blinder Fleck der Linken in Sachen Islam“ definiert worden ist.“ (…)