„Mit 16 Salutschüssen aus den Kanonen begrüßt das Kastell von Algier die heimkehrenden Piraten – und deren Beute im Schlepptau: das Schiff des Kapitäns Hasenberg aus Hamburg. Die Seeräuber legen im Hafen an, und der Korsarenkapitän lässt sich sofort an Land rudern; er hat einen guten Fang zu verkünden.
Zu diesem Fang gehört der 25-jährige Johann Michael Kühn aus Gotha. Verwundet, in Lumpen gekleidet und hungrig, muss der Matrose auf dem Hamburger Schiff ausharren. Die Algerier haben es wenige Wochen zuvor, Anfang April 1725, überfallen, einige aus der Mannschaft getötet und die Leichen ins Meer geworfen.
Eigentlich sollte die Reise der Hamburger nach Cádiz gehen. Beim Kap St. Vinzenz, an der Südwestspitze Portugals, endete sie jäh. Als der Mann im Ausguck ein großes fremdes Schiff erspähte, gab er Alarm. »Ein Türke, ein Türke!«, schrie er nach unten. Die Korsaren hielten mit großer Geschwindigkeit auf die Deutschen zu. Erst vor dem Angriff zogen sie ihre Flagge auf: Sie stammten aus Algier.
Der nordafrikanische Stadtstaat war damals – wie Tunis und Tripolis – dem Sultan in Istanbul tributpflichtig und nominell Teil des Osmanischen Reichs. Tatsächlich aber agierte er ziemlich souverän. »Elende Capers der Mohren« oder »türkische Teufel« nannten die ersten deutschen Zeitungen im 17. Jahrhundert die nordafrikanischen Piraten, meistens hießen sie Barbaresken. Algier, Tunis und Tripolis, die »Barbarenstaaten«, lebten vom 16. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts fast ausschließlich von der Piraterie.“ (…)
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